Kräuter selber ziehen und immer frische Kräuter zur Hand haben – ein Wunsch, dessen Erfüllung keinen Garten voraussetzt.
Auch Stadtbewohner kommen der Selbstversorgung immer näher. Möglich macht es eine Erfindung. Diese erlaubt es, sich in Stadtwohnungen – sogar ohne Balkon – das ganze Jahr über mit frischen Kräutern und Gemüse zu versorgen. Doch auch den herkömmlichen Weg – Gewürzpflanzen auf der Fensterbank züchten – beschreiten gesundheitsbewusste Gourmets, die immer frische Kräuter zur Hand haben möchten.
Kräuter für die Fensterbank, Balkon oder Blumentopf
Immer frische Kräuter und Gemüse im Haus zu haben hat Vorteile – und das auch außerhalb von Krisenzeiten. Kräuter auf dem Fensterbrett im Blumentopf gezogen oder auf dem Balkon in Kästen duften herrlich, bringen gesunde Vitamine und Mineralien in die Küche und sind je nach Art bienenfreundlich.
Denn: Wer Pflanzen und Bienen liebt, unterstützt die Natur – im Sommer mit blühenden Blumen und im Herbst und Frühjahr, wenn es an Blüten mangelt, mit duftenden und blühenden Kräutern.
Welche Küchenkräuter eignen sich?
Kräuter selber zu ziehen ist folglich vielversprechend – doch welche Küchenkräuter eignen sich für die Fensterbank und den Balkon?
Thymian (Thymus) – vielseitig und bienenfreundlich
Mehr als 200 Arten mit unterschiedlichen Blütenfarben gibt es von dem beliebten Lippenblütler. Jedoch verwenden Köche und Hobbyköche zum Würzen von mediterranen Speisen überwiegend den „Echten Thymian“ mit dem botanischen Namen Thymus vulgaris. Die Naturheilkunde schätzt das Kraut aufgrund seiner krampf- und schleimlösenden sowie antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung. Neben dem Menschen nutzt es den Bienen, denn die Blüten haben einen hohen Nektarwert.
Wählen Balkongärtner die Thymiansorte „Deutscher Winter“, züchten sie ein winterhartes Küchenkraut heran, das geschützt mit Nadelbaumzweigen oder Stroh die frostigen Tage und Nächte in Deutschland übersteht.
Je nach Sorte wächst Thymian 10 bis 40 cm in die Höhe, sodass sich der Strauch für das Fensterbrett eignet. Bienenunterstützend findet er im Freien auf dem Balkon einen sonnigen und hellen Platz. Für den Flachwurzler empfiehlt sich ein solcher im:
- Osten
- Süden
- Westen
Thymian benötigt eine nährstoffarme und durchlässige Erde.
Salbei (Salvia) wird von Menschen und Bienen geschätzt
Salbei verwenden Köche überwiegend in der italienischen Küche, wo es mit seinem bitteren, würzigen Geschmack sowie seiner leichten Schärfe den Gerichten ein kräftiges Aroma verleiht.
Manche Küchengärtner, die Kräuter selber ziehen, haben nicht allein im Sinn, Salvia aufgrund seiner Würzkraft zu züchten. Sie wissen um die Heilkräfte, die diese Pflanze besitzen soll. Naturheilkundige verwenden sie gegen Husten und Heiserkeit, bei Verdauungsproblemen, Halsschmerzen, Zahnfleischerkrankungen und andere Beschwerden.
Menschen, die Salbei auf der Fensterbank züchten, wählen ein Südfenster aus. Zum Pflanzen in den Topf nutzen sie ein nährstoffarmes Substrat. Mühelos gelingt die Aufzucht mit lockerer Kräutererde, ersatzweise mit Universalerde, gemischt mit 30 bis 40 Prozent Sand.
Küchengärtner mit Herz für Bienen pflanzen das Kraut auf dem West- oder Süd-Balkon. Denn den violetten Blüten können sich Wildbienen und Hummeln nicht verwehren. Bienenfreundliche Salbeisorten sind:
- der Echte Salbei (Salvia officinalis) mit Blüten von Mai bis Juni
- Muskatellersalbei (Salvia sclarea), der von Juni bis August blüht
- Schopfsalbei (Salvia viridis), der seine Blütenpracht von Juli bis September zeigt
Die Wurzeltiefe der Salbeipflanze ist im mittleren Bereich angesiedelt. Am besten wächst das Kraut in durchlässiger Erde mit geringem Nährstoffgehalt.
Oregano
Oregano ist anspruchslos. Es benötigt lediglich einen leichten und durchlässigen Boden, die volle Sonne und regelmäßige Wassergaben. Dabei achten Kräuterzüchter darauf, dass sich keine Staunässe bildet. Oregano ist besonders würzig, wenn die Ernte im Juni erfolgt.
Pfefferminze
Anfängern der Kräuterzucht empfiehlt es sich, mit Kresse oder mit Pfefferminze ihre ersten Versuche zu wagen. Jedoch benötigt letztere Pflanze viel Wasser. In der Küche verleiht das Kraut Getränken einen frischen Geschmack, würzt einen Tomaten-Gurkensalat und eignet sich zum Aufbrühen von Tee.
Welche Kräuter zum Selberziehen auf Balkon und Fensterbank vertragen sich?
Besteht der Wunsch, Kräuter selbst anzubauen, finden Gärtner im Samengroßhandel eine enorme Auswahl zur Anzucht von Pflanzen, die sich für das Fensterbrett oder den Balkon eignen.
Die folgende Tabelle listet verschiedene von ihnen auf. Sie gibt Hinweise, mit welchen anderen Kräutern sie sich vertragen. Einjährige Pflanzen nicht zusammen mit mehrjährigen in einen Topf setzen, da Letztere tiefer wurzeln. Sie nehmen den Einjährigen die Nährstoffe weg, sodass diese verkümmern.
Kraut | verträgt sich mit |
Thymian | Zitronenmelisse, Estragon, Rosmarin, Bohnenkraut, Salbei |
Petersilie | Dill, Gartenkresse, Kerbel, Basilikum, Schnittlauch, Borretsch |
Oregano | Salbei, Schnittlauch, Basilikum, Bohnenkraut, Rosmarin |
Estragon | Thymian |
Majoran | Lavendel, Dill, Kresse, Petersilie, Kerbel |
Rosmarin | Thymian, Lavendel, Basilikum, Salbei, Oregano |
Schnittlauch | Pimpernelle, Oregano, Dill, Bohnenkraut |
Wann muss ich die Kräuter aussäen?
Der richtige Zeitpunkt, um Kräuter auszusäen, ist das Frühjahr zwischen März und Mai. Dabei achten die Züchter darauf, frische Samen zu kaufen, denn:
Je jünger das Saatgut ist, desto besser keimt es.
Wichtig beim Aussäen ist zu unterscheiden, ob es sich um Licht- oder Dunkelkeimer handelt. Bei Lichtkeimern drücken Gärtner die Samen nur leicht auf der Erde an. Dunkelkeimer dagegen benötigen oberhalb des Samens eine Erdschicht, die mindestens so hoch ist, wie der Samen selbst.
Kräuter selbst zu ziehen, gelingt bei nicht kälteempfindlichen Kräutern wie Petersilie, Kerbel und Kresse durch Aussaat im Freien im März. Jedoch sollte sich der Boden gut erwärmt haben. Im April ist es an der Zeit, um Anis, Koriander und Bohnenkraut auszusäen.
Um frostempfindliche Kräuter selber zu ziehen, eignet sich ein Mini-Gewächshaus, das auf der Fensterbank ausreichend Platz hat. Ein solches lässt sich mit einer Milchpackung oder mit Kunststoffflaschen sowie Frischhaltefolie selbst bauen.
Frostempfindlich sind:
- Basilikum
- Kapuzinerkresse
- Majoran
Im Gewächshaus gezogene Kräuter brauchen eine normale Zimmertemperatur von 18 bis 21 Grad Celsius, Dann dauert es zwei Wochen, bis die Kräuter keimen.
Kräuter selber ziehen im Mini-Gewächshaus – die Anleitung
- Mini-Gewächshaus aufstellen
- kleine Anzuchttöpfe befüllen , Quelltabletten verwenden oder Anzuchterde in die Bodenschale einbringen
- Anleitung auf dem Samentütchen lesen und Samen entsprechend den Anweisungen aussäen; dabei Augenmerk auf die Saattiefe legen
- Substrat angießen
- Pflanzetiketten beschriften und einstecken
- Abdeckhaube aufsetzen und zumachen, bei selbst gebasteltem Gewächshaus Öffnung verschließen
- warm und hell stellen, aber nicht direkter Sonneneinstrahlung aussetzen
- Pflanzen oder Mini-Gewächshaus drehen, damit die Pflanzen gerade wachsen
- nicht zu hell stellen, damit die Pflanzen sich langsam entwickeln und einen kräftigen Stängel ausbilden
- regelmäßig belüften (2-mal täglich) und bewässern, um der Bildung von Schimmel entgegenzuwirken
- auf konstante Temperaturen achten: nachts 15 bis 18 Grad, tagsüber 18 bis 25 Grad
- Thermometer und Hygrometer nutzen
- zum Bewässern Pumpsprühflasche oder Gummibrause nutzen; die Erde gießen, nicht die Pflanze selbst
Tipp: Um ganzjährig Kräuter und Gemüse in der Wohnung zu züchten, einen Indoor-Pflanzturm nutzen. Damit gelingt es, ohne Erde frische und gesunde Pflanzen heranzuzüchten. Der Turm nutzt die Aeroponik-Technologie, um auf kleiner Fläche viele Kräuter und Gemüsepflanzen wachsen zu lassen. Die Technologie bringt die Nährstoffe mit feinem Nebel zur Pflanze, wodurch sie das Pflanzenwachstum beschleunigt. Auch der Wasserverbrauch ist gering. Die Ernte ist von der Jahreszeit unabhängig. Die Zucht der Pflanzen erfordert minimale Pflege. |
Kräuter richtig vermehren – so einfach geht’s
Das Vermehren von Kräutern gelingt durch:
- Aussaat
- Stecklinge
- Wurzelteilung
- Absenker
Stecklinge
Um Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Lavendel durch Stecklinge zu vermehren, schneiden Kräutergärtner eine Triebspitze von 5 bis 8 Zentimetern Länge ab. Anschließend entfernen sie die unteren Blätter – die oberen 4 bis 5 Blätter bleiben stehen. Danach stecken sie die Kopfstecklinge in einen mit Anzuchterde gefüllten Topf. Diesen dann mit einem Plastikbeutel oder über Draht gespannter Folie verschließen. Der Vorteil: Die Stecklinge wurzeln besser in gespannter Luft.
Von der Folie befreien Kräuterzüchter den Topf, nachdem sich der erste Neutrieb ausgebildet hat. Im Anschluss brauchen die Stecklinge regelmäßige Wassergaben. Im Frühherbst, wenn sich Wurzeln ausgebildet haben, die neuen Gewächse im Freien auspflanzen. Rosmarin bleibt im Winter im Haus.
Wurzelteilung
Für die Wurzelteilung eignen sich:
- Beinwell
- Alant
- Estragon
- Minze
- Schnittlauch
- Zitronenmelisse
- Liebstöckel
- Basilikum
Für die Teilung die Wurzelhorste im Herbst oder im Frühjahr durchstechen und Teile getrennt einpflanzen.
Kräuter vermehren durch Absenker
Um Kräuter durch Absenker zu vermehren, braucht der Kräuterzüchter nicht viel zu tun. Denn besitzen Kräuter lang ausladende Zweige, senken sich diese eigenständig zum Boden hin und bilden neue Wurzeln. Sind diese gut entwickelt, die neue Pflanze von der Mutterpflanze trennen und an anderer Stelle neu auspflanzen.
Kräutergärtner, die sich darauf nicht verlassen, helfen nach, indem sie die Triebe in den Boden drücken, Erde anhäufeln und durch Drahtklammern sichern. Für diese Vermehrungsmethode geeignete Pflanzen sind:
- Ysop
- Lavendel
- Thymian
- Salbei
Fazit
Kräuter selber ziehen – damit haben Haushalte immer dann frische Kräuter zur Hand, wenn sie diese brauchen. Bei der herkömmlichen Methode, Kräuter auf der Fensterbank oder dem Balkon zu züchten, lassen sich die aufgezogenen Kräuter durch verschiedene Verfahren wie Teilung, Absenker oder Stecklinge vermehren.
Gewürzpflanzen zu züchten, ist in Mietwohnungen und auf Balkonen umsetzbar. Platz spart ein Indoor-Pflanzturm, der nahezu von selbst Familien mit frischen Kräutern und Gemüse versorgt.
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