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Haus mit Reetdach bauen – Vorteile & Nachteile

Ein mit einem Reetdach gedecktes Haus ist Nostalgie pur. Foto: PinkLion via Twenty20

Ein mit einem Reetdach gedecktes Haus ist Nostalgie pur. Foto: PinkLion via Twenty20

Ein mit einem Reetdach gedecktes Haus ist Nostalgie pur. Foto: PinkLion via Twenty20

Die Reetdach oder Strohdachdeckung ist eine traditionelle Dachdeckungsmethode. Bei ihr werden trockene Pflanzen wie Stroh, Reet, Wasserschilf, Binsen, Seggen usw. zur Herstellung einer Dachabdeckung verwendet.

In einigen äquatorialen Ländern wird Stroh noch immer verwendet, so z. B. auf den Fidschi-Inseln mit Palmblättern, auf Dominica mit gefiederten Palmwedeln und in Kenia mit Zuckerrohrblättern. In den Industrieländern erfreuen sich Strohdächer wieder größerer Beliebtheit, da sie aufgrund ihrer Ästhetik und ihrer umweltfreundlichen Eigenschaften als nachhaltiges Material gelten.

Die Materialzusammensetzung mit seinen natürlichen Hohlräumen und Oberflächenunregelmäßigkeiten bietet eine hervorragende Isolierung, wenn es trocken und kompakt ist. Wenn sich jedoch Moos und Regenwasser ansammeln, sind die Dämmeigenschaften nicht mehr so zuverlässig. Zudem ist sehr Material sehr feuergefährdet.

Geschichte der Strohbedeckung

Strohgedeckte Gebäude waren bei indigenen Völkern wie den Maya, Inka und Azteken weit verbreitet. Auch in Europa wurden wilde Pflanzen zur Abdeckung von Unterkünften und primitiven Behausungen verwendet. Es wird angenommen, dass Stroh erstmals in der Jungsteinzeit, als sich der Getreideanbau zu entwickeln begann, als Dachmaterial verwendet wurde.

In einigen Teilen des Vereinigten Königreichs war Stroh das einzige allgemein verfügbare Dachmaterial bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, als die kommerzielle Produktion von Schiefer begann und das neue Kanal- und Eisenbahnnetz andere Materialien rentabler machte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die Verwendung von Reet aufgrund der Rezession in der Landwirtschaft und der Verstädterung der früheren Landbevölkerung zu sinken.

Materialien für Reetdächer

Wasserschilf

Dies ist das haltbarste Reetmaterial mit einer Lebenserwartung von etwa 50 – 60 Jahren. Bei der Neueindeckung mit Wasserschilf wird das neue Schilfrohr direkt auf den Sparren befestigt, beginnend auf Traufhöhe, wobei die Enden der Halme frei liegen. Stahl- oder Haselnussschienen halten die einzelnen Schilfschichten an ihrem Platz. Anschließend wird das Reet mit einem Legge in Form gebracht.

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Langstroh

Bevor das Langstroh für Reet verwendet werden kann, muss es zunächst zu einer dichten, kompakten Schicht verarbeitet werden, die an beiden Enden eben ist. Dadurch wird das Stroh begradigt und geordnet, so dass es für die Reetdachdeckung handhabbar wird.

Bei der Neueindeckung mit Langstroh wird das vorhandene Material in der Regel nur bis auf eine Grundschicht entfernt, bevor das neue Stroh mit Stäben befestigt wird. Normalerweise wird das gesamte Dach mit Netzen versehen, da Langstroh anfälliger für Vogelbefall ist.

Gekämmtes Weizenschilf

Dieses Stroh ähnelt zwar dem Wasserschilf, ist aber ein Stroh, bei dem die Körner mit einer Kämmmaschine entfernt wurden. Die Anwendung von gekämmtem Weizenschilf ähnelt der von Wasserschilf, wobei jedoch nicht unbedingt das gesamte vorhandene Material vom Dach entfernt werden muss.

Vorteile von Reetdächern

Welchen Belastungen hält ein Reetdach stand?

Die Leistungsfähigkeit eines Reetdachs hängt von der Dachform und der Dach konstruktion, der Dachneigung, dem Standort des Gebäudes (in Bezug auf die Wetterbedingungen), der Qualität des Materials und dem Können des Reetdachdeckers ab. Die natürlichen Eigenschaften des Reetdachs haben eine Reihe von Vorteilen:

  • Es ist von Natur aus witterungsbeständig
  • Bei richtiger Pflege nimmt es nicht viel Wasser auf
  • Bei einer Dachneigung von mindestens 50 Grad kann der Niederschlag schnell abfließen
  • Es ist ein natürlicher Isolator mit Luftkammern, die sowohl bei warmem als auch bei kaltem Wetter gut isolieren
  • Bei richtiger Anwendung ist Reet sehr windbeständig
  • Reet ist relativ leicht, so dass weniger Holz für die Dachkonstruktion benötigt wird
  • Es ist ein vielseitiges Material, wenn es darum geht, unregelmäßige Dachformen zu decken
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Nachteile von Reetdächern

Reetdachhäuser sind wegen des hohen Brandrisikos schwerer zu versichern. Und da das Reetdach sehr arbeitsintensiv ist, ist es viel teurer, ein Dach mit Reet einzukleiden, als es mit Schiefer oder Ziegeln zu decken. Zudem können Vögel das Dach beschädigen, wenn sie nach Nahrung suchen, ebenso werden Nagetiere von den Getreideresten im Stroh angelockt.

Stroh bzw. Reet ist in den meisten Industrieländern nicht nur wegen der Feuergefährlichkeit in Ungnade gefallen, sondern auch weil das Material sehr teuer geworden ist. Teilweise wird behauptet, dass Reetdächer regelmäßigem Schneefall nicht standhalten.

Wie bei allen Dachmaterialien hängt dies jedoch von der Stärke der darunter liegenden Dachkonstruktion und der Neigung der Oberfläche ab. Aus diesem Grund verbot z. B. ein 1640 in Massachusetts erlassenes Gesetz die Verwendung von Strohdächern in der Kolonie.

Reet ist leichter als die meisten anderen Dachmaterialien, in der Regel etwa 34 kg/m2, so dass das Dach, welches es trägt, nicht so robust konstruiert sein muss. Wenn sich auf einem derart leicht gebauten Dach jedoch viel nasser Schnee ansammelt, kann es zu einem Einsturz kommen.

Ein Reetdach hat in der Regel eine Neigung von 45 – 55 Grad, was unter normalen Umständen ausreicht, um Schnee und Wasser zuverlässig abzuleiten. In Gebieten mit extremen Schneefällen, wie z. B. in Teilen Japans, wird die Neigung weiter erhöht, um die Gefahren zu reduzieren.

Entflammbarkeit

Reet ist grundsätzlich nicht so leicht entflammbar, wie viele Menschen glauben. Es brennt sehr langsam. Die überwiegende Mehrheit der Brände bei Reetdachhäusern ist auf die Verwendung von Holzöfen und defekten Schornsteinen mit defekten oder schlecht installierten oder gewarteten Rauchabzügen zurückzuführen. Funken von Papier oder verbranntem Müll können trockenes Reet an der Oberfläche eines Schornsteins entzünden.

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Brände können auch entstehen, wenn sich Funken oder Flammen ihren Weg durch einen defekten Schornstein bahnen und das umgebende Reet entzünden. Dies kann vermieden werden, indem man sich regelmäßig vergewissert, dass der Schornstein in einem guten Zustand ist.

Die Versicherungsprämien für Reetdachhäuser sind überdurchschnittlich hoch, weil Reetdächer als feuergefährlich gelten – aber auch, weil ein Reetdachbrand große Rauchschäden verursachen kann und eine Reetdachdeckung teurer zu ersetzen ist als ein normales Ziegel- oder Schieferdach.

Handwerker sollten in der Nähe von Reetdächern niemals mit offenem Feuer hantieren, und es sollte nichts verbrannt werden, was den Schornstein hochfliegen und die Oberfläche des Reetdachs entzünden könnte. Funkenfänger schaden in der Regel mehr als sie nützen, da sie leicht blockiert werden und den Luftstrom verringern. Alle Reetdachhäuser sollten mit Rauchmeldern im Dachraum ausgestattet sein. Aufgesprühte Brandschutzmittel können die Ausbreitung von Flammen und die Wärmestrahlung verringern.

Weitere Infos und Tipps rund um den Brandschutz bei Reedächern können die Gesellschaft zur Qualitätssicherung Reet (QSR) oder die Reetdachdeckerinnung geben.

Fazit Ist es nicht wunderschön, das typische Reetdachhaus? Inzwischen denken viele Menschen so, das Reetdach ist geradezu wieder in Mode gekommen. Wer die hier aufgelisteten Vor- und Nachteile kennt, der weiß genau, was mit einer Reedachdeckung auf ihn zukommen und kann die Verwirklichung seines Traums damit optimal kalkulieren

Der Autor Hajo Simons

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).

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