Von außen mag man es Gebäuden nicht ansehen, aber ein Großteil der in Deutschland existierenden Bestandsimmobilien hat erheblichen Nachholbedarf, wenn es um die Frage des energetischen Potenzials geht. Viele Gebäude müsste man energetisch sanieren, weil sie in dieser Hinsicht nicht auf dem neuesten Stand sind.
Weil der deutsche Staat die Energiewende und den Umweltschutz vorantreibt, bietet er Immobilieneigentümern verschiedene Formen der Förderung an. So möchte er sie für die energetische Sanierung von Gebäuden begeistern und sie dabei unterstützen.
Was ist eine energetische Gebäudesanierung?
Eine thermische bzw. energetische Sanierung beinhaltet sämtliche Maßnahmen, mit denen sich eine Modernisierung von Gebäuden erreichen lässt. Der Hauptfokus einer solchen Sanierung liegt darauf, den Energieverbrauch zu senken. Dies erreicht man am ehesten durch Baumaßnahmen an der Heizung, bei der Warmwasserversorgung sowie der Belüftung. Vieles läuft dabei über eine optimierte Dämmung eines Gebäudes. Mögliche Formen für solche Dämmmaßnahmen sind:
- Fassadendämmung (Dämmung der Außenwände)
- Dachdämmungen (auch energetische Dachsanierung genannt)
- Dämmung von Kellerdecken (in den Innenbereichen)
- Dämmmaßnahmen an Kelleraußenwänden (sogenannte Perimeterdämmung)
Die Maßnahmen für derartige Dämmungen sollen für ein besseres Raumklima sorgen und die durch die Heizanlage erzeugte Wärme in den Räumen halten. Zudem werden durch eine gute Dämmung Wärme- bzw. Kältebrücken verhindert, über die Wärme von innen nach außen geleitet wird und dadurch verloren geht. Mithilfe einer Dämmung kann nicht nur der Energieverbrauch gesenkt werden, sie hilft auch dabei, die Energiekosten für das energetisch sanierte Gebäude deutlich zu reduzieren.
Wie kann man energetisch sanieren – so funktioniert es
Energetische Sanierungen konzentrieren sich größtenteils auf die Dämmung eines Gebäudes. Einige Zahlen können verdeutlichen, wie sinnvoll es sein kann, wenn Sie ihr Eigenheim energetisch sanieren lassen.
Trotz neuer Technologien und Materialien beim Hausbau sind in der Bundesrepublik fast 16 Millionen Ein- oder Zweifamilienhäuser nicht richtig oder gar nicht gedämmt. Glaubt man Fachleuten aus dem Heizungs- und Sanitärbereich, sind ungefähr 40 Prozent der Heizungsanlagen in deutschen Eigenheimen so alt oder technisch rückständig, dass eine Modernisierung oder Sanierung dringend erforderlich wären. Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein Gebäude energetisch sanieren zu lassen. Die effizientesten stellen wir Ihnen kurz vor.
Energetische Sanierung von Fenstern: Viel Energie entweicht durch die Fenster, weshalb ihre Sanierung eine der effizientesten Möglichkeiten ist, den Energieverbrauch zu senken. Für eine solche Maßnahme können z. B. mehrfach verglaste Isolierfensterscheiben eingesetzt werden. Sie besitzen gasgefüllte Räume zwischen den einzelnen Scheiben, die als Barriere dienen. Darüber hinaus werden hochdichte Rahmen aus Kunststoff verwendet. Auf diese Weise lässt sich das Raumklima optimieren, gesundheitsschädliche UV-Strahlung wird abgewehrt, das Entweichen von Wärme reduziert und zu viel Feuchtigkeit verhindert.
Heizungsanlage energetisch sanieren: Der Energieverbrauch eines Gebäudes wird auch durch eine technisch veraltete oder undichte Heizanlage in die Höhe getrieben. In einem solchen Fall kann die gesamte Heizungsanlage ausgetauscht werden, was aber sehr kostenintensiv ist. Weniger aufwendig wäre es, die existierenden Heizungsleitungen neu zu dämmen, die Heizungspumpe zu erneuern, den alten Heizkessel auszutauschen oder den Druck in der vorhandenen Heizung zu optimieren.
Dachsanierung nach energetischen Gesichtspunkten: Hauptziel einer Dachsanierung ist immer die Reduzierung des sogenannten U-Wertes (Wärmedurchgangskoeffizient). Das bewerkstelligt man mithilfe einer Aufsparren- oder Untersparrendämmung. Ebenso effektive Methoden stellen die Zwischensparrendämmung, die Auflattdämmung oder eine Flachdachdämmung dar. Alle diese Maßnahmen sorgen für ein dichteres Dach, senken den Energieverbrauch, den Wärmeverlust und drücken die Energiekosten.
Energetische Sanierung von Kellern: Der beste Weg einer energetischen Kellersanierung führt über eine Kellerdeckendämmung oder eine Kelleraußenwanddämmung. Sie wird auch als Perimeterdämmung bezeichnet. Ziel beider Varianten ist es, den Verlust von Wärme durch den Fußboden der Wohnräume in den Keller bzw. vom Keller nach außen zu reduzieren.
Warum sind energetische Sanierungen sinnvoll?
Ein langfrostiges Ziel der Bundesregierung besteht darin, den CO2-Ausstoß zu reduzieren – vor allem in den Metropolen. Auch der Energieverbrauch der gewerblichen Verbraucher und der privaten Haushalte soll auf lange Sicht effizienter und geringer ausfallen. Gebäude spielen deshalb eine zentrale Rolle, weil laut Studien immerhin 40 Prozent des Energieverbrauchs sowie 30 Prozent des CO2-Ausstoßes von Gebäuden verursacht werden.
Energetisch sanieren – diese Vorteile entstehen
Für Eigenheimbesitzer gibt es verschiedene Vorteile, wenn sie eine energetische Gebäudesanierung in Angriff nehmen. Da wäre beispielsweise der Vorteil, dass man durch eine energetische Sanierung mitunter hohe Beträge sparen kann. Die höhere Energieeffizienz des Gebäudes nach einer solchen Sanierung reduziert nämlich die Kosten für Strom, Heizung und Warmwasser erheblich. Ein weiterer Vorteil sind die staatlichen Fördermittel, die der Eigentümer im Rahmen einer solchen Sanierung bei Bund, Ländern und Kommunen beantragen kann.
Hinweis: Seit dem Jahr 2020 existiert eine steuerliche Förderung. Die Einzelheiten hierzu wurden im Klimaschutzprogramm 2030 geregelt. Möglich sind Zuschüsse oder Steuerermäßigungen für geplante „energetische Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken genutzten Gebäuden“. Die gesetzliche Regelung findet sich in § 35c Einkommensteuergesetz (EStG). Der Eigentümer profitiert aber noch auf andere Arten, wenn er seine Immobilie energetisch sanieren lässt:
- Energetisch sanierte Immobilien erfahren eine Wertsicherung bzw. Wertsteigerung
- Durch energetische Sanierungen werden Gesundheitsrisiken reduziert (z. B. weniger Schimmelbildung)
- Der Komfort und die Qualität des Wohnens erhöhen sich
- Energetisch sanierte Immobilien haben eine bessere Optik (beispielsweise durch neue Fassaden)
- Soll die Immobilie später vermietet werden, kann eine höhere Miete angesetzt werden
- Wohneinheiten in energieeffizienten Gebäuden sind attraktivere Mietobjekte
Fördermöglichkeiten – staatlich Programme für energetisch sanierte Gebäude
Für Immobilieneigentümer, die ihr Eigentum selbst nutzen, hat der Staat verschiedene Fördermöglichkeiten geschaffen. Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, einzelne Maßnahmen oder Gesamtprojekte fördern zu lassen. Für Neubauprojekte und Bestandsimmobilien gibt es jeweils eigene Vorgaben. Darauf weisen die gleich aufgelisteten Bezeichnungen der Förderprogramme hin. Alle Programme müssen beantragt werden, man erhält sie also nicht automatisch.
Die wichtigste Institution des Staates bezüglich einer Unterstützung ist die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Über die KfW-Programme läuft die staatliche Förderung, wenn es um energetische Gebäudesanierungen geht. Förderung wird in Form von Zuschüssen oder günstigen Krediten gewährt. Über die KfW haben sanierungswillige Immobilieneigentümer Zugang zu folgenden KfW-Programmen:
- „Energieeffizient sanieren“
- „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Baubegleitung“
- „Energieeffizient Sanieren – Ergänzungskredit
- Dämmprämie der KfW
- „Effizienzhaus 55“
- „Förderung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt“ (Kombination aus Darlehen der KfW und Zuschuss des BAFA)
- „Heizen mit Erneuerbaren Energien“
- „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle“
Förderungen gibt es nicht nur über die KfW oder das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Eigenheimbesitzer, die energetische Sanierungen durchführen möchten, können zudem Förderprogramme von Bund, Ländern oder Kommunen beantragen.
Steuervorteile für energetische Gebäudesanierung
Der Immobilienbesitzer hat verschiedene Möglichkeiten, von einer energetischen Sanierung finanziell zu profitieren. Ein wichtiger Baustein ist hier der Steuerbonus, den der Staat unter bestimmten Voraussetzungen gewährt. Grundvoraussetzung ist die Selbstnutzung der zu sanierenden Immobilie. Für vermietete Gebäude bekommt man den Steuerbonus nicht. Eine weitere Bedingung ist, dass das Gebäude, welches energetisch saniert werden soll, älter als zehn Jahre ist (ausschlaggebend ist der Zeitpunkt des Herstellungsbeginns). Der Staat gewährt diesen Steuernachlass für jedes Gebäude, das sich innerhalb der Grenzen der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraumes befindet.
Wichtiger Praxistipp: Doppelförderungen für energetische Sanierungen gibt es nicht. Wurden die Kosten für Sanierungsmaßnahmen bereits über Betriebsausgaben, Sonderausgaben, Werbungskosten, außergewöhnliche Belastungen oder sonstige Vergünstigungen geltend gemacht, kann der Steuerbonus nicht noch einmal beantragt werden. Auch energetische Sanierungen, die über KfW-Fördermittel finanziert wurden, sind vom Steuerbonus ausgeschlossen.
Fazit
Energetische Gebäudesanierungen lohnen sich für die Immobilieneigentümer in den meisten Fällen, vor allem dann, wenn sie das jeweilige Gebäude selbst zu Wohnzwecken nutzen. Über staatliche Förderungen lassen sich große Teile der Ausgaben wieder hereinholen. Zudem wird der Wert des Gebäudes auf lange Zeit gesichert oder sogar erheblich gesteigert.
Die Verbesserung der Wohnqualität und des Wohnkomforts kann als zusätzlicher positiver Nebeneffekt einer energetischen Sanierung gewertet werden. Ein Gebäude energetisch sanieren zu lassen, ist zwar mit Aufwand verbunden. Die vom Staat gewährte Unterstützung in Form von Zuschüssen oder günstigen Krediten kommt aber dem Eigentümer in mehrfacher Hinsicht zugute.
Anmerkung der Redaktion: Der Autor dieses Textes ist kein Steuerberater und auch kein Rechtsanwalt, sondern Wirtschafts- und Finanzjournalist. Finanzjournalisten ist rechts- und steuerberatende Tätigkeit per Gesetz untersagt. Der Text dient lediglich der Information von Steuerzahlern und (angehenden) Bauherren oder Immobilienkäufern. Eine Beratung oder gar konkrete Empfehlungen enthält der Text nicht. Diese sind auch nicht beabsichtigt. Obwohl die für den Text verwendeten Quellen als zuverlässig gelten, wird keine Garantie für die Richtigkeit übernommen. Die Ausführungen und Erklärung können und sollen das Gespräch mit einem Steuerberater und/oder Rechtsanwalt nicht ersetzen.