In Deutschland boomt der Markt für Baufinanzierungen laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) trotz der Covid-19-Pandemie weiterhin.
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 lag das Neugeschäft der deutschen Banken und Sparkassen bei 170 Milliarden Euro, im Vorjahreszeitraum waren es 162 Milliarden Euro. Von März bis Juli 2021 verzeichnete die Branche sogar die höchsten monatlichen Zuwachsraten, seitdem die Daten aufgezeichnet werden.
Durch die Digitalisierung kam es auf dem Markt in den letzten Jahren jedoch zu einem dynamischen Veränderungsprozess, der das Geschäft mit Immobilienkrediten bei traditionellen Hausbanken gefährdet. Immer mehr Menschen nutzten Baufinanzierungsrechner im Internet zum Vergleichen der Angebote und zum Abschluss von Immobilienkrediten. Eine Studie von bbw Marketing im Auftrag der afb Application Services AG hat deshalb untersucht, wie sich diese Entwicklung auf das Kreditgeschäft der Banken auswirkt. Dazu wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt.
Hausbanken weiterhin mit hohem Marktanteil
Obwohl Anbieter wie Interhyp und Hypoport durch ihre Werbekampagnen stark an Bekanntheit gewonnen haben, will noch immer mehr als die Hälfte (58 %) der Befragten die Finanzierung für eine Immobilie bei ihrer Hausbank abschließen. Danach folgen Kombinationen aus Filiale und Onlineangebot (28 %), bei denen zum Beispiel im Internet mithilfe eines Baufinanzierungsrechners die Raten errechnet werden und der Abschluss dann persönlich in einer Filiale erfolgt. Reine Onlineangebote will demnach nur ein kleiner Teil (14 %) zur Baufinanzierung nutzen.
Informationen und Vergleiche per Internet
Die Ergebnisse der Umfrage lassen sich laut den Autoren der Studie so interpretieren, dass Informationen und Vergleiche bereits hauptsächlich über das Internet erfolgen. Die persönliche Beratung durch die Hausbank vor Ort spielt aber trotzdem bei der Immobilienfinanzierung noch immer eine wichtige Rolle. Als Reaktion auf die Veränderungen am Markt für Baufinanzierungen empfehlen die Analysten den Banken Investitionen in eigene Onlineplattformen, mit denen die Kreditinstitute ihre Wettbewerbsposition gegenüber den neuen Konkurrenten stärken könnten.
„Die Banken selbst haben den Portalen den bisherigen Siegeszug ermöglicht. Um digitale Kunden zu gewinnen, haben sie sich reihenweise Onlineplattformen angeschlossen. Die kurzfristigen Vorteile eines solchen Vorgehens bringen für Banken aber auch die Gefahr mit sich, über Jahrzehnte aufgebautes Kundenvertrauen an Onlinevermittler im Nu abzugeben und zu reinen Abwicklungsbanken ohne Kundenzugang zu werden.“ Oberleitner weiter: „Aus unserem Kundenumfeld wissen wir, dass immer mehr Banken an einer eigenen „digitalen Antragsstrecke“ arbeiten – ganz gleich, ob sie weiter an ein Portal angeschlossen bleiben möchten oder nicht“, erklärt dazu Philipp Oberleitner, Vorstandsmitglied der afb Application Services AG.
Investitionen in die digitale Immobilienfinanzierung
Experteninterviews mit Entscheidern von Kreditinstituten und Immobilienfinanzierern zeigen, dass auch auf B2B-Ebene der hohe Stellenwert digitaler Angebote erkannt wurde. Die Kreditinstitute vertreten daher die Ansicht, dass hohe Investitionen in IT und Consulting wertsteigernd sind, wenn diese den hohen Erwartungen der Endkunden entsprechen können. Es ist demnach wahrscheinlich, dass die meisten Banken in den kommenden Jahren stark in diesem Bereich investieren werden, um attraktive Onlineportale zum Kreditvergleich zu schaffen.
Onlineangebote gewinnen Marktanteile
In den kommenden Jahren wird der Marktanteil der Onlineangebote laut einer Analyse der Managementberatung Investors Marketing weiter zunehmen. Die Analysten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2025 jede zweite Baufinanzierung (50 %) komplett über das Internet abgeschlossen wird. Die Bedeutung attraktiver Plattformen im Kampf um den Kunden nimmt also zu. Trotzdem sind die Analysten der Ansicht, dass die persönliche Beratung für viele Menschen bei einer so großen finanziellen Entscheidung noch immer wichtig ist. Ganz ersetzen, werden Onlineangebote die Beratungs- und Finanzierungsdienstleistungen der Hausbanken in den nächsten Jahren also noch nicht.