Was Kapitalanlegern in den letzten Jahren immer wieder Kopfschmerzen bereitete, freute Hausbauer und Immobilienkäufer umso mehr: der historische Niedrigstand der Bauzinsen.
Doch diese Phase könnte nun endgültig vorbei sein. Wir schauen uns die aktuelle Entwicklung an und geben Tipps für Ihre Baufinanzierung. Denn momentan, im Herbst 2022, ist kaum etwas so gefragt wie Informationen zur Baufinanzierung.
Entwicklung der Bauzinsen – der aktuelle Stand
Seit Monaten steigen die Bauzinsen nach Jahren der Niedrigphase immer weiter an. Derzeit gestalten sich die Zahlen wie folgt:
Aktuell liegt der Bestzins (Quelle: Repräsentatives Beispiel vom Immobilienfinanzierer Dr. Klein, Stand 16.10.2022, jeweils effektiver Jahreszins):
- für ein 5-jähriges Hypothekendarlehen bei 3,88 %
- für ein 10-jähriges Hypothekendarlehen bei 3,94 %
- für ein 15-jähriges Hypothekendarlehen bei 4,09 %
- für ein 20-jähriges Hypothekendarlehen bei 4,17 %
Wie man sieht, übersteigen die Bauzinsen ab einer 15-jährigen Zinsbindung die 4 %-Marke und haben somit bereits das Zinsniveau der Nullerjahre erreicht. Ein Ende der Entwicklung ist derzeit nicht in Sicht.
Warum steigen Zinsen für Immobilienkredite?
Hauptgründe für die derzeit steigenden Bauzinsen sind die ausufernde Inflation und die straffe Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Wie lange es dauert, bis die Zinsen stagnieren oder sogar wieder nach unten gehen, kann keiner voraussagen. Daher gilt: Wer die Möglichkeit sieht, sich jetzt den Traum von der eigenen Immobilie zu erfüllen, der sollte nicht warten und das Vorhaben möglichst bald angehen.
Zinsen sichern – so geht’s
Grundsätzlich richtet sich der angebotene Jahreszins bei Banken und Sparkassen nach der Dauer der Zinsfestschreibung. Hier gilt: Je kürzer die gewählte Zinsfestschreibungszeit, desto niedriger ist der gebotene Zinssatz. Das dahinter stehende Prinzip ist klar – wenn sich der Kapitalgeber langfristig festlegen muss, wird er unflexibler und kann nicht bei einem sich verändernden Markt zeitnah reagieren und die Zinsen entsprechend erhöhen.
Wer sich günstige Zinsen sichern möchte, der sollte stets darauf achten, eine möglichst lange Zinsbindung für seine Baufinanzierung festzulegen. Normalerweise birgt diese auch immer das Risiko, von sinkenden Zinsen am Markt nicht mehr zu profitieren. Da sich Experten aber einig sind, dass die Talsohle der Bauzinsen nun endgültig durchschritten ist, kann Ihnen z. B. eine 10- oder gar 20-jährige Zinsbindung finanzielle Vorteile bringen, die Häuslebauer und Wohnungskäufer nutzen sollten.
Tipps für die Baufinanzierung
Wenn es endlich soweit ist und der Traum von der eigenen Immobilie oder einer Eigentumswohnung in greifbare Nähe rückt, muss noch die Baufinanzierung in trockene Tücher gepackt werden – und zwar idealerweise so, dass alle persönlichen Voraussetzungen und Anforderungen berücksichtigt sind.
Darüber hinaus gibt es jedoch auch einige universelle Tipps, die für sämtliche Baufinanzierungen anwendbar sind und mit denen Sie Geld, Aufwand und Nerven sparen können. Wir haben die besten dieser Tipps für Sie zusammengestellt.
Angebote vergleichen, Rabatte aushandeln
Der erste Tipp klingt bekannt, vielleicht sogar etwas abgedroschen. Es geht darum, möglichst viele Angebote unterschiedlicher Baufinanzierer genau zu prüfen und eventuell mögliche Rabatte auszuhandeln. Leider wird dieser Tipp längst nicht von jedem Interessenten beherzigt.
Stichwort Vergleichen: Es ist eine lästige Eigenschaft von Kapitalgebern und Banken, den Interessenten möglichst gleich an Ort und Stelle zu einem Abschluss zu drängen. Geben Sie diesen Bemühungen auf keinen Fall nach und bestehen Sie immer auf eine Bedenkzeit von einigen Tagen.
Berücksichtigen Sie den Effektivzins
Man kann es nicht oft genug erwähnen: Auch heute noch bieten etliche Baufinanzierer ihre Produkte unter Angabe eines scheinbar besonders günstigen Sollzinses an. Lassen Sie sich von solchen Angeboten nicht blenden! Bei einem Vergleich verschiedener Finanzierungsangebote sollte immer der Effektivzins (effektiver Jahreszins) zugrunde gelegt werden. Nur er enthält neben den eigentlichen Zinsen auch die zusätzlichen Bearbeitungs- und Vermittlungsgebühren.
Zinskosten sparen durch eine hohe Anfangstilgung
Bei vielen Angeboten für eine Hausfinanzierung beträgt der anfängliche Tilgungssatz ein Prozent. Das hält zwar die Höhe der Monatsraten erfreulich niedrig, sorgt aber für entsprechend höhere Zinskosten. Falls Sie finanziell dazu in der Lage sind, zu Anfang der Baufinanzierung auch etwas höhere Monatsraten zu stemmen, sollten Sie die Anfangstilgung auf mindestens zwei Prozent erhöhen. Dadurch verkürzt sich der Zeitraum der Rückzahlung des Darlehens, wodurch Sie schneller schuldenfrei sind und erhebliche Zinskosten einsparen.
Möglichkeit von Sondertilgungen einplanen
Der Werdegang unseres Lebens lässt sich nie genau im Voraus bestimmen. So kann es durchaus sein, dass Sie im Laufe Ihrer Baufinanzierung eine Gehaltserhöhung erhalten oder eine Erbschaft antreten. Sie kommen also auf einen Schlag zu einem größeren Geldbetrag, den Sie gut dafür verwenden könnten, ihn in die Baufinanzierung einzubringen und somit die Restlaufzeit entsprechend zu verkürzen.
Damit sinken auch die Zinskosten erheblich. Dies gelingt allerdings nur, wenn im Finanzierungsvertrag von vornherein die Möglichkeit von Sondertilgungen festgeschrieben wird. Andernfalls berechnen die Baufinanzierer teils erhebliche Strafzahlungen bzw. Vorfälligkeitsentschädigungen, die eine potentielle Ersparnis komplett wieder auffressen können.
Fazit
Die Bauzinsen steigen und steigen. Wer aktuell die Möglichkeit hat, sollte sich jetzt den Traum vom Eigenheim verwirklichen – günstiger wird es in absehbarer Zeit nicht mehr werden. Unsere Tipps helfen Ihnen dabei!