Die Energiewende in Deutschland nimmt langsam an Fahrt auf. Das muss sie auch, denn die von der Bundesregierung definierten Klimaziele sind ambitioniert.
Im Rahmen dieser kommt dem Wohnbereich eine große Bedeutung zu. Der Gebäudebestand soll bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein – was bedeutet, dass der Energiebedarf aller Gebäude drastisch reduziert und ausschließlich über erneuerbare Energien abgedeckt werden muss. Welche wichtige Rolle Fenster für die Erreichung dieses Vorhabens spielen und warum Sie mit neuen Fenstern zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können, lesen Sie hier.
Ihr persönlicher Beitrag zum Klimaschutz
Sind in Ihrem Eigenheim noch alte Fenster verbaut? Dann haben Sie die Chance, Ihre ganz persönliche Energiewende in Angriff zu nehmen. Denn alte Fenster – hier reden wir von 25 Jahren und älter – haben verglichen mit heutigen Standards sehr schwache Dämmeigenschaften. Daher lassen sie sich auch als große energetische Schwachstelle in der Gebäudehülle identifizieren: Über die Fenster entweicht die meiste Heizenergie.
Tatsächlich sind in Deutschland immer noch mehr als zweihundert Millionen Fenster verbaut, die den energetischen Anforderungen des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) nicht mehr genügen. Zentrale Kennziffer ist hierbei der Wärmedurchgangskoeffizient – geläufig als U-Wert bezeichnet. Je niedriger dieser Wert, desto geringer ist der Wärmeverlust eines Fensters. Bei einer Fenstermodernisierung in Bestandsgebäuden erlaubt das GEG einen maximalen Uw-Wert von 1,3 W/(m2K).
Im Vergleich: Fenster mit Einfachverglasung, die bis ca. 1980 verbaut wurden und laut dem Verband Fenster + Fassade (VFF) immer noch einen Bestand von ca. 17 Mio. Einheiten aufweisen, lassen mit einem U-Wert von durchschnittlich 4,7 W/(m2K) demgegenüber einen fast viermal so hohen Wärmeverlust zu.
Und auch bei Fenstern mit unbeschichtetem Isolierglas, die bis in die 1990er Jahre verbaut wurden und laut VFF noch knapp 33,6% des gesamten Fensterbestandes ausmachen, ist der Wärmeverlust gegenüber heutigen Standards mehr als zweimal so hoch.
Das Potenzial ist also deutschlandweit weiterhin riesig, durch Fenstermodernisierungen im privaten Raum Heizenergie und somit in den meisten Fällen auch CO2 einzusparen. Ersetzt man ein Fenster mit Einfachglas durch ein modernes Fenster (Dreischeiben-Wärmedämmglas) kann der persönliche CO2-Fußabdruck – Studienergebnissen vom VFF zufolge – jährlich um ca. 110 kg verringert werden. Bei einem Fenster mit unbeschichtetem Isolierglas ist der Unterschied ebenfalls spürbar: Durch einen Austausch können hier 50 kg CO2 pro Jahr eingespart werden.
Um die CO2-Einsparungspotenziale durch den Einbau moderner Fenster besser einordnen zu können, helfen ein paar Beispiele:
Angenommen ein Haushalt besitzt 10 Fenstereinheiten (à 1,3m x 1,3m) mit Einfachglas. Dies würde bedeuten, dass eine Fenstermodernisierung (Dreischeiben-Wärmedämmglas) jährlich den gleichen umweltschonenden Effekt hat, wie
- der Umstieg von einem Auto (Benzinmotor) auf ein E-Bike für den täglichen ca. 15 Kilometer langen Arbeitsweg oder
- das Pflanzen von ca. 110 Laubbäumen.
Senkung der Heizkosten
Ökologische und finanzielle Vorteile gehen beim Fensterwechsel Hand in Hand. Denn wie bereits angedeutet, resultiert der verkleinerte CO2-Fußabdruck aus dem geringeren Bedarf an Heizenergie. Und so kommt es auch, dass bei der Entscheidung für neue Fenster oftmals ein Punkt ausschlaggebend ist: die geringeren Heizkosten.
Je nach Differenz zwischen altem und neuem U-Wert kann sich die Erneuerung der Fenster sogar wirtschaftlich rentieren, mit dem Fenstertausch also Geld gespart werden. Das ist grundsätzlich dann der Fall, wenn die Kosten für die eingesparte Energie (€/kWh) – ermittelt über den Preis der neuen Fenster und eine angenommenen Lebensdauer von 48 Jahren – kleiner sind als die Kosten für die bezogene Energie (aktuell ca. 0,07 €/kWh).
Mit dieser Berechnungsgrundlage ist ein Austausch einfach verglaster durch moderne dreifach verglaste Fenster laut den Daten vom VFF in jedem Fall wirtschaftlich. Der Austausch führt zu Energieeinsparungen von ca. 491 kWh pro Fenster und Jahr. Kostet ein neues Kunststofffenster 479 Euro, liegen die Kosten der eingesparten Energie bei nur 0,026 €/kWh und somit deutlich unter den Kosten der bezogenen Energie.
Bei den hauptsächlich zwischen 1978 und 1995 verbauten unbeschichteten Isolierglasfenstern können jährlich immer noch ca. 222 kWh pro Fenster eingespart werden. Entsprechend der Studienergebnisse vom VFF gestaltet sich der Einbau moderner Kunstofffenster auch hier als definitiv wirtschaftlich. Das ist auf den vergleichsweise günstigen Preis der Fenster aus Kunststoff zurückzuführen. Geht man von zukünftig steigenden Energiepreisen aus, kann sich aber auch der Einbau von Holz- und Aluminiumfenstern durchaus rentieren.
Letztlich sollte jedoch von Fall zu Fall entschieden werden, ob sich der Fensteraustausch wirtschaftlich lohnt. Die hier aufgezeigten Daten sind Durchschnitts- und Richtwerte und dienen der Orientierung. Bei Unsicherheiten ist es sinnvoll, sich den Rat eines Energieberaters einzuholen.