Minimalismus in der eigenen Wohnung umzusetzen, fällt auf den ersten Blick gar nicht so leicht. Zu sehr sind wir heute von der uns überall umgebenden Konsumgesellschaft geprägt.
Dabei ist Minimalismus vielleicht das Lebensmodell der Zukunft. Hört man es doch allenthalben die Spatzen von den Dächern pfeifen – die fetten Jahre des Überflusses scheinen vorbei zu sein. Zu hart die Einschnitte durch den Krieg in der Ukraine, zu ungewiss die Zukunft an den Kreditmärkten aufgrund der Inflationsrate und des eher zögerlichen Kurses der Europäischen Zentralbank.
Da ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann wir zu mehr Minimalismus gezwungen werden. Warum also nicht sich schon heute Gedanken darüber machen, ob dieser Lebensstil nicht sogar eine Art Befreiung sein kann. Wir von wohnen-und-bauen.de haben diesen Gedanken einmal von verschiedenen Seiten beleuchtet und die Vor- und Nachteile beim Thema Minimalismus in der eigenen Wohnung zusammengefasst.
Was ist Minimalismus?
Minimalismus ist die Idee, allen nicht notwendigen Ballast hinter sich zu lassen und sich auf das Notwendige im eigenen Leben zu beschränken. Dabei wird das Notwendige von jedem anders definiert. Denn beim Minimalismus geht es nicht darum, in völliger Askese zu leben und sich von Wasser und Brot zu ernähren. Es geht viel mehr darum, sein Leben zu vereinfachen und sich den Dingen zu widmen, die einem wirklich am Herzen liegen.
Das mag ein gutes Buch sein oder aber Zeit mit der Familie. Auch das Reisen oder ähnliche Hobbys lassen sich wunderbar mit einem minimalistischen Lebensstil in Einklang bringen. Denn Minimalismus bedeutet, nur auf die Dinge zu verzichten, die einem ohnehin eher im Weg sind.
Sobald man erst einmal erkannt hat, dass volle Regale und verstaubte Deko auf den Schränken am Ende des Tages nur Arbeit machen und oft eine Menge Geld kosten, sind die ersten Schritte hin zu einem Lebensstil im Minimalismus gar nicht mehr so schwer.
Ursprung des Minimalismus
Die Idee vom Minimalismus stammt aus der Kunst – hier haben Künstler in der US-amerikanischen Kunstszene der 1960er-Jahren einen neuen Stil entwickelt, indem sie sich bei der Gestaltung ihrer Kunstwerke nur noch auf das Einfache und Übersichtliche fokussiert haben. Schon in den 1920er-Jahren gab es ähnliche Strömungen in der Architektur.
Als Lebensstil gibt es den Minimalismus erst seit rund ein bis eineinhalb Jahrzehnten. Dabei bezieht sich die Idee des Minimalismus letztlich nicht unbedingt auf Verzicht – vielmehr geht es darum, die für einen selbst wichtigen Dinge herauszuarbeiten und die Dinge, auf die man problemlos verzichten kann, loszulassen.
Minimalismus – Vor -und Nachteile
Es gibt eine Menge Faktoren, die für eine Rückkehr zu mehr Minimalismus sprechen. Denn eines muss man realistisch festhalten – die Deutschen der Kriegsgeneration lebten in Zeiten des Wiederaufbaus sehr minimalistisch. Auch wenn die Idee hinter diesem Minimalismus war, dass ausreichend finanzielle Mittel angespart werden sollten, damit es den Kindern einmal „besser gehen“ würde.
Das wiederum hat bei der Folgegeneration eine Art Wohlstands- und Konsumboom ausgelöst, der bis heute von Generation zu Generation gewachsen ist. Dabei bringt ein minimalistischer Lebensstil durchaus Vorteile mit sich.
Die Vorteile des Minimalismus
Da wäre zum Beispiel der Faktor, dass Sie mit einem minimalistischen Lebensstil mit deutlich weniger Wohnraum zurechtkommen. Wohnraum ist teuer wie nie – vor allem in Großstädten wie Hamburg, München oder Berlin sind schon kleine Wohnungen recht hochpreisig.
Großer Wohnraum ist hier grade in den Innenstadtbereichen inzwischen nahezu unerschwinglich. Da macht es Sinn, wenn Sie einerseits auf großen Ballast verzichten und andererseits für die Dinge, die Sie besitzen, platzsparende Taktiken in Sachen Stauraum schaffen kennen.
Doch neben diesem Punkt gibt es noch weitere Vorteile:
- Bei weniger Konsum sinken die monatlichen Ausgaben – Sie haben mehr Möglichkeiten, Geld an die Seite zu legen.
- Weniger Besitz bedeutet in der Regel auch weniger Arbeit – vor allem, wenn es um das Putzen und Dekorieren geht
- Freie Oberflächen wirken immer ordentlicher
- Sie haben deutlich mehr Platz in Ihrer Wohnung
- Ihr Leben kann flexibler werden
Nachteile des Minimalismus
Im Vergleich dazu wiegen die Nachteile weitaus weniger schwer – sollten allerdings auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
- Sie brauchen grade am Anfang eine Menge Geduld – Ausmisten und Regeln für die künftige Art des Konsums festzulegen braucht Zeit
- Am Anfang wird nicht immer alles funktionieren – nehmen Sie sich die Zeit, Ihre neuen Regeln auszuprobieren und passen Sie sie wo nötig an
Minimalistisch Wohnen – 5 Tipps
Wer in seiner Wohnung oder dem eigenen Haus vor dem Berg seiner Besitztümer steht, fragt sich oft, wie er es schaffen soll, hier einmal richtig auszumisten. Dafür und für die Implementierung eines minimalistischen Lebensstils haben wir hier einmal fünf Tipps für Sie zusammengefasst.
- Gehen Sie die Sache in Ihrem eigenen Tempo an – mancher nimmt sich drei Tage frei und mistet in einem Zug aus, der andere braucht etwas mehr Zeit, um sich von alten Besitztümern zu trennen.
- Arbeiten Sie beim Ausmisten mit der Fünf-Boxen-Methode. In eine Box kommt alles, was Sie wegwerfen möchten. In die nächste alles, was repariert werden muss. Box Nummer drei ist für Dinge vorgesehen, die Sie verschenken oder verkaufen wollen. Box Nummer vier sind Dinge, bei denen Sie sich nicht sicher sind, und Box Nummer fünf sind die Dinge, die Sie behalten wollen. Was in der Reparatur-Box nach drei Monaten nicht repariert ist, kann ebenfalls weg. Gleiches gilt für Dinge, die in der „weiß ich nicht“-Box sind und Ihnen nach zwei bis drei Monaten nicht einmal gefehlt haben.
- Gewöhnen Sie sich an für jedes Teil, dass neu in Ihren Haushalt kommt, ein altes Teil loszuwerden. So sammeln sich keine neuen Berge an.
- Fragen Sie sich vor jedem Kauf: Brauche ich das oder hätte ich es einfach nur gern?
- Seien Sie konsequent – vor allem am Anfang mag manche Entscheidung hart sein. Doch schon nach wenigen Stunden werden Sie die meisten Dinge, von denen Sie sich getrennt haben, vergessen haben
Fazit
Ein Wechsel hin zu einem minimalistischen Lebensstil ist nicht unbedingt leicht – unter dem Strich aber tatsächlich eine Menge Mühe wert. Denn neben mehr Freiheit und Luft zum Atmen nimmt Ihnen etwas mehr Minimalismus im Leben oftmals auch eine Menge möglicher Zukunftsängste.