Beim Baukindergeld 2018 gilt das sogenannte Windhundverfahren. Ist der Topf leer, gibt es keinen einzigen Cent mehr, selbst falls alle Voraussetzungen für den Bezug von Baukindergeld erfüllt sind. Wie groß ist die Gefahr, dass viele Bauherren und Wohnungskäufer leer ausgehen? Für einige könnte es am Ende durchaus eng werden.
Inhalt
- Wie viel Baukindergeld bekommt eine Durchschnittsfamilie?
- Für wie viele Familien reichen 10 Milliarden Euro Baukindergeld?
- Baugenehmigungen in Deutschland weiter auf hohem Niveau
- Weitere Tipps zum Baukindergeld
Seit dem 18. September 2018 kann das Baukindergeld bei der staatlichen Förderbank KfW beantragt werden. Nach Angaben der KfW waren Ende Oktober 2018, also sechs Wochen nach Antragsstart, rund 27.000 Anträge auf Baukindergeld eingegangen. Umgerechnet bedeutet dies, wir wollen nicht kleinlich sein, ungefähr 20.000 Anträge auf Baukindergeld im bisherigen Monatsschnitt.
Es versteht sich von selbst, dass sämtliche Antragsteller, ob nun Bauherren oder Haus- bzw. Wohnungskäufer, fest davon überzeugt sind, dass sie die Voraussetzungen erfüllen. Nämlich: Einhaltung der Einkommensgrenze, Baugenehmigung bzw. notarieller Kaufvertrag nach dem 31. Dezember 2017 sowie ein oder mehrere minderjährige Kind(er) beim Einzug ins neue Heim.
Feststehen dürfte auch, dass jene 27.000 Anträge auf Baukindergeld in den ersten sechs Wochen gleichsam eine Anfangseuphorie dokumentieren. Deshalb ist damit zu rechnen, dass sich die Zahl der Anträge auf Baukindergeld – auch mit Blick auf die weiterhin niedrigen Zinsen – künftig bei rund 10.000 bis 15.000 Stück in einem Kalendermonat einpendeln wird. Um die Eingangsfrage zu beantworten, wie lange jene 10 Milliarden Euro, die als Baukindergeld zur Verfügung stehen, reichen werden, rechnen wir konservativ mit 13.000 Anträgen auf Baukindergeld je Kalendermonat bis zum Schluss der möglichen Antragstellung, nämlich Ende Dezember 2020. Zunächst aber ein Blick auf Grundsätzliches zum Baukindergeld 2018.
Wie viel Baukindergeld bekommt eine Durchschnittsfamilie?
Falls die Bauherrenfamilie oder der Käufer sämtliche Voraussetzungen erfüllt, gibt es zehn Jahre lang je Kind 1.200 Euro Baukindergeld. Somit insgesamt 12.000 Euro. Die Frage, wie viel Baukindergeld jede anspruchsberechtigte Familie erhält, lässt sich selbstverständlich nicht genau beantworten. Deshalb kann hier nur mit Durchschnittswerten gerechnet werden.
Nach aktuellen Informationen des Statistischen Bundesamtes bringt jede Frau in Deutschland im Schnitt 1,57 Kinder zur Welt. Unterstellt, jede Bauherrenfamilie (was selbstverständlich nicht stimmt) entspricht diesem statistischen Schnitt, dann „kostet“ ein genehmigter Antrag auf Baukindergeld insgesamt 18.840 Euro (1,57 Kinder mal 12.000 Euro). Da insbesondere Familien mit mehreren Kindern Wohneigentum erwerben möchten, wird aufgerundet auf 20.000 Euro Baukindergeld je Familie.
Für wie viele Familien reichen 10 Milliarden Euro Baukindergeld?
Angenommen, jede Bauherrenfamilie bzw. jede Käuferfamilie erhält im Schnitt 20.000 Euro Baukindergeld, dann reichen die insgesamt 10 Milliarden Euro, die die Bundesregierung als Baukindergeld zur Verfügung stellt, für eine halbe Million genehmigte Anträge (10 Milliarden Euro geteilt durch 20.000 Euro ergeben 500.000 Stück).
Aus dieser runden halben Million genehmigter Anträge, für die 10 Milliarden Euro Baukindergeld reichen, lässt sich auf Basis der vermutlich erfolgreich beschiedenen Anträge im Kalendermonat eine Hochrechnung anstellen. Weiter oben wurde bereits gesagt, dass die Anfangseuphorie der ersten sechs Wochen mit insgesamt 27.000 Anträgen auf Baukindergeld, umgerechnet 20.000 Anträge in einem Kalendermonat, wohl spürbar nachlassen wird. Wir rechnen also mit im Schnitt 13.000 Anträgen im Monat bis zum Schluss, also im Dezember des Jahres 2020.
Nimmt man den September 2018 als vollen Antragsmonat, können somit insgesamt 28 Monate Anträge auf Baukindergeld gestellt werden. Es ist also damit zu rechnen, dass alles in allem rund 364.000 Anträge bei der KfW eingehen werden. Da aber, sofern man die statistischen Durchschnittswerte zugrunde legt, 10 Milliarden Euro Baukindergeld für rund eine halbe Millionen Anträge reichen, besteht auf dieser Prognosebasis eine denkbar geringe Gefahr, dass zum Ende hin viele Bauherren und Wohnungskäufer leer ausgehen werden.
Für künftige Bauherren und Wohnungskäufer schon bedrohlicher wirkt da die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland. Bleibt diese weiterhin auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre, auch weil die Zinsen weiterhin niedrig sind, besteht durchaus die Gefahr, dass etliche Bauherren bzw. Käufer beim Baukindergeld tatsächlich leer ausgehen.
Baugenehmigungen in Deutschland weiter auf hohem Niveau
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2017 insgesamt rund 348.000 Baugenehmigungen erteilt. Davon entfielen fast genau 300.000 Baugenehmigungen auf Wohngebäude. Von Januar bis Ende August 2018 betrug die Zahl der Baugenehmigungen knapp 235.000, davon 204.000 für Wohngebäude. Demnach kann man davon ausgehen, dass auch im laufenden Jahr 2018 gut 300.000 Baugenehmigungen für Wohngebäude erteilt werden.
Bekanntlich wird das Baukindergeld rückwirkend zum 1. Januar 2018 gezahlt. Anträge auf Baukindergeld sind bis einschließlich 31.12.2020 möglich. Dies bedeutet: Wer nach dem 31.12.2017 und vor dem 1.1.2021 seine Baugenehmigung erhalten oder den notariellen Kaufvertrag unterschrieben hat, wird, sofern auch die übrigen Voraussetzungen erfüllt sind, Baukindergeld erhalten.
Gleichen wir die terminlichen Vorgaben nunmehr ab mit der Zahl der Baugenehmigungen für Wohngebäude. Sofern die Zahl der Baugenehmigungen für Wohngebäude auch im laufenden Jahr 2018 sowie in den beiden Folgejahren 2019 und 2020 rund 300.000 beträgt, summiert sich das Ganze auf rund 900.000 Baugenehmigungen. Unterstellt, davon würde nur die Hälfte der Bauherren einen Antrag auf Baukindergeld stellen, wären dies bereits 450.000 Anträge auf Baukindergeld. Die Käufe von Wohnungen und Häusern aus zweiter Hand kämen noch hinzu. Vor diesem Hintergrund würden jene 10 Milliarden Euro bei weitem nicht reichen, um sämtliche Antragsteller bis zum Stichtag 31.12.2020 zu bedienen.
Fazit: Die Frage, ob die insgesamt 10 Milliarden Euro Baukindergeld tatsächlich für alle Bauherren und Käufer reichen oder aber nicht wenige leer ausgehen, lässt sich schlüssig nicht beantworten. Die Zahl der Anträge auf Baukindergeld bis Ende Oktober 2018 spricht dafür, dass das Geld reicht. Die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2017 und die Zahl der zu erwartenden Baugenehmigungen im Jahr 2018 sowie deren Fortschreibung für die Jahre 2019 und 2020 sprechen dagegen. Deshalb: Wer sicher bauen oder kaufen und so die weiterhin niedrigen Zinskonditionen nutzen möchte, sollte möglichst schnell seinen Bauantrag einreichen oder aber, sofern eine Immobilie aus zweiter Hand erworben werden soll, den Notartermin anberaumen.
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Anmerkung der Redaktion: Der Autor dieses Textes ist kein Steuerberater und auch kein Rechtsanwalt, sondern Wirtschafts- und Finanzjournalist. Finanzjournalisten ist rechts- und steuerberatende Tätigkeit per Gesetz untersagt. Der Text dient lediglich der Information von Steuerzahlern und (angehenden) Bauherren oder Immobilienkäufern. Eine Beratung oder gar konkrete Empfehlungen enthält der Text nicht. Diese sind auch nicht beabsichtigt. Obwohl die für den Text verwendeten Quellen als zuverlässig gelten, wird keine Garantie für die Richtigkeit übernommen. Die Ausführungen und Erklärung können und sollen das Gespräch mit einem Steuerberater und/oder Rechtsanwalt nicht ersetzen.